Nachwuchs durch Digitalisierung und Technisierung noch mehr für Handwerk begeistern
Wenige Tage vor Beginn der CMS Berlin 2019 – Cleaning.Management.Services. (24.-27.9.) haben die Trägerverbände der Internationalen Reinigungsfachmesse die wirtschaftliche Bedeutung ihrer Branche unterstrichen. Die aktuellen Branchendaten vom Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV), Bonn, vom Fachverband Reinigungssysteme im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Frankfurt/Main, sowie vom Industrieverband Hygiene und Oberflächenschutz für industrielle und institutionelle Anwendung (IHO), Frankfurt/Main, belegen: Deutschland ist nach Umsatz, Beschäftigung und Produktion der stärkste europäische Reinigungsmarkt. Die Hersteller von Reinigungsmaschinen und -geräten sowie von Reinigungs-, Pflege- und Desinfektionsmitteln blicken auf eine stabile Entwicklung, allerdings seien die weltwirtschaftlichen Unsicherheiten seit Ende 2018 am Markt angekommen. Größtes Hindernis der Dienstleister sei nach der im August veröffentlichten Lünendonk®-Studie 2019 „Facility-Service-Unternehmen in Deutschland“ der akute Personalmangel, der sich aller Voraussicht nach auch bei einer etwaigen Konjunkturabschwächung nicht wesentlich verringern werde. Auch die Digitalisierung trage derzeit nicht zu einer Reduzierung des Arbeitskräftemangels bei.
Gebäudereiniger-Handwerk mit 17,9 Milliarden Euro Umsatz
Die Gebäudereinigung ist und bleibt mit Abstand die beschäftigungsstärkste Handwerksbranche Deutschlands. Aktuell sind dort 654.170 Personen beschäftigt (2018). Damit bleibt die Beschäftigtenzahl auf dem hohen Niveau des Vorjahres (2017: 662.115). Rund 23.000 Unternehmen erzielten 2018 einen Umsatz von 17,9 Milliarden Euro. Im Vorjahresvergleich ist das ein Plus von 5,9 Prozent (Vorjahr: 16,9 Milliarden Euro). Damit liegt der deutsche Reinigungsmarkt weiterhin deutlich an Europas Spitze.
Thomas Dietrich, Bundesinnungsmeister des Gebäudereiniger-Handwerks: „Die Konjunkturaussichten in unserer Branche bleiben noch vorsichtig optimistisch, allerdings werden die Unternehmen in ihrer Bewertung erkennbar vorsichtiger. Schließlich ist eine Rezession oder eine Stagnation der Wirtschaft in Deutschland nicht mehr ausgeschlossen. Die Binnenkonjunktur bleibt Wachstumstreiber, allerdings ist unsere Branche auch von den vielen Kunden in Industrie und Außenhandel abhängig. Gerade hier sorgen der Handelskonflikt zwischen USA und China oder der Brexit für starken konjunkturellen Gegenwind.“
Höchste Priorität für die beschäftigungsstärkste deutsche Handwerksbranche habe die langfristige Sicherung von Personal. Bundesinnungsmeister Dietrich: „Trotz Digitalisierung bleiben wir auf absehbare Zeit ein People Business, in dem saubere Handarbeit gefragt ist. Gerade Fachkräfte haben bei uns hervorragende Perspektiven: Die Ausbildungsvergütungen und Tariflöhne steigen weiter, 2020 erleben wir die Angleichung von Ost- und West-Löhnen, der allgemeinverbindliche Branchenmindestlohn steigt im kommenden Jahr bundesweit auf 10,80 Euro - das sind rund 15 Prozent über dem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn. Wir hoffen, dass die Digitalisierung auch Recruiting-Kräfte freisetzt. Automation, Sensorik oder Robotik machen die Arbeit in der Reinigung nicht nur leichter, sondern gerade für junge, technikaffine Zielgruppen auch attraktiver. Gerade in einer Start-up- und Digitalisierungs-Metropole wie Berlin, in der heute schon rund 40.000 Gebäudereinigerinnen und Gebäudereiner arbeiten, ist es wünschenswert, den Nachwuchs durch Digitalisierung und Technisierung noch mehr für unser Handwerk zu begeistern“, so Dietrich.
Exportanteil deutscher Reinigungsmaschinen-Hersteller liegt bei 71 Prozent
Die rund 50 Anbieter von Reinigungssystemen für den gewerblichen und industriellen Einsatz beschäftigen in Deutschland rund 5.400 Mitarbeiter. Der Exportanteil der deutschen Hersteller beläuft sich auf rund 71 Prozent. Der Weltmarktanteil der deutschen Anbieter erreichte 2018 knapp 20 Prozent, der Marktanteil in Europa etwa 50 Prozent.
Markus Asch, Vorsitzender des Fachverbandes Reinigungssysteme im VDMA: „Der Auftragseingang der deutschen Reinigungsmaschinenindustrie hat sich seit 2013 auch unter Berücksichtigung zunehmender Marktunsicherheiten recht stabil seitwärts entwickelt. Das ist erstaunlich, da die in der Reinigungsmaschinenindustrie üblichen ziemlich kurzen Durchlaufzeiten und Auftragsbestände von wenigen Wochen ein sensibles Reagieren auf alle marktbeeinflussenden Faktoren erfordern. 2018 lag der Umsatz der Branche in Deutschland um etwa ein Prozent unterhalb des Vorjahresniveaus bei rund 940 Millionen Euro", sagt Asch vor der anstehenden CMS Berlin.
„Seit Ende 2018 sind die weltwirtschaftlichen Unsicherheiten im Markt angekommen“, sagt Asch. „Im ersten Halbjahr 2019 und insbesondere im zweiten Quartal sind deutliche Rückgänge, je nach Maschinenart um bis zu über fünf Prozent zu verkraften. Insgesamt liegen die Branchenumsätze im ersten Halbjahr 2019 nominal bei rund drei Prozent unterhalb der Vorjahreswerte. Dies werten wir als Vorboten einer möglichen stärkeren Konjunkturschwäche. In dieser Phase ist es angesichts branchenbedingt knapper Auftragsbestände und kurzer Durchlaufzeiten wichtig, sensibel auf die Marktentwicklungen reagieren zu können. Für 2019 wird insgesamt ein moderater Rückgang zwischen drei und vier Prozent erwartet.“
Sorgen bereiteten den Maschinenherstellern laut Asch insbesondere die Unsicherheiten durch die eskalierenden Handelskonflikte. Der trotz Anti-Hard-Brexit-Law drohende harte Brexit wäre ein weiteres Schreckensszenario, aber auch eine weitere Verschleppung desselben würde nicht zu einer Klärung der Rahmenbedingungen beitragen. Des Weiteren sorgten Währungsschwankungen gegenüber wichtigen Absatzmärkten aber auch Unwägbarkeiten aus Brüssel für Kopfzerbrechen. So wurde beispielsweise die in langen Jahren entwickelte Ökodesign-Verordnung für Staubsauger von der EU-Kommission innerhalb kurzer Zeit nach der Klage eines Herstellers vor dem europäischen Gerichtshof zurückgezogen und eine Neuregelung sei vermutlich noch etwas länger in der Entwicklungsphase. So werde Verbrauchervertrauen verspielt.
Neben der konjunkturellen Lage stehen für die Reinigungsmaschinenhersteller die Themen Digitalisierung und Automation im Fokus: „Die CMS ist 2019 die Innovationsschau der Branche. Technologische Neuheiten sind zugleich der Magnet dieser Leitmesse. Die Rahmenbedingungen für die CMS 2019 sind gut, da viel Neues präsentiert wird – und diese Innovationen brauchen wir. Denn es geht gerade in einem rauer werdenden Konjunkturumfeld darum, noch leistungsfähiger, wettbewerbsfähiger und effizienter zu werden", betont Asch.
Leistungsstarke und nachhaltige Reinigungsmittel im Fokus der Entwicklung
„Innovative und vor allem leistungsstarke Produkte stehen im Fokus der Entwicklung und werden vermehrt von unseren Kunden gefordert. Nachhaltigkeit spielt dabei eine besondere Rolle“, sagt Werner Schulze, Vorsitzender des Fachbereichs Gebäudereinigung des IHO. „Unsere Produkte tragen einerseits zum Werterhalt in Objekten bei. Gleichzeitig erwarten öffentliche wie private Auftraggeber von den Unternehmen der Gebäudereinigung zunehmend den Einsatz nachhaltiger Produkte. Begleitet wird dies durch ein gesteigertes öffentliches Interesse an Fragen der Kreislaufwirtschaft und des Plastikmülls. Dieser gesamtgesellschaftlichen Herausforderung stellen sich die Unternehmen des IHO. Neben den komplexen Fragestellungen der Nachhaltigkeit nehmen die Themen Sauberkeit und Hygiene einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft ein.“
Die Hersteller von professionellen Reinigungsmitteln blicken grundsätzlich optimistisch in das Jahr 2019/2020. Der gesamte Branchenumsatz für professionelle Reinigung und Hygiene in Deutschland betrug im vergangenen Kalenderjahr über eine Milliarde Euro, wobei mehr als 7.000 Mitarbeiter beschäftigt wurden. Davon entfallen etwa 25 Prozent auf Produkte aus dem Bereich Gebäudereinigung. Mit 4,5 Prozent lagen die Aufwendungen der Branche für Forschung und Entwicklung im vergangenen Jahr deutlich über dem Durchschnitt der sonstigen chemischen Industrie, was die Innovationskraft der Branche bestätigt. Dem gegenüber stehen 2,7 Prozent Aufwendungen für Folgekosten aus der europäischen Gesetzgebung (+0,2%), was die Rahmenbedingungen für die Industrie erschwere. Sorgen bereite laut Schulze zusätzlich der Fachkräftemangel.
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